Lernen mit Pfiff - Lerncoaching für Kinder und Jugendliche
Eigentlich sind Kinder Meister in der Kunst des Lernens.
Wenn man sich überlegt, wie viele Fähigkeiten und Kenntnisse Kinder von klein auf entwickelt und sich angeeignet haben - und das meist einfach nur durch Ausprobieren, Nachahmen und immer wieder üben - kann man wirklich nur staunen.
Solch eine Entwicklung im Bereich der Bewegung, der Sprache und des Denkens von der Geburt bis zur Einschulung ist wirklich beeindruckend. Gleichzeitig bilden alle diese Erfahrungen die Grundlage für das weitere lebenslange Lernen.
In der Schule stellt das Lernen von vorgegebenem Lernstoff in festgelegten Zeiträumen für die Schülerinnen und Schüler jedoch eine neue Herausforderung dar.
Lerncoaching - Vorgehen und wesentliche Inhalte
Lerncoaching bedeutet für mich Hilfe zur Selbsthilfe.
Ausgangssituation des Lerncoaching ist immer, dass ein/e Lernende/r mit seiner Lernsituation bzw. seinem Lernerfolg unzufrieden ist und sich eine Veränderung wünscht.
Lerndende/r und Lerncoach treten sich dabei als zwei Experten auf Augenhöhe gegenüber. Der Schüler bzw. die Schülerin weiß am besten, wie er/sie bisher erfolgreich gelernt hat und wo genau seine/ihre Probleme liegen. Der Lerncoach hingegen verfügt über ein breites Wissen, wie Lernen gut gelingen kann und wie Hemmnisse überwunden werden können.
Vor diesem Hintergrund teilen sich Lernende/r und Lerncoach die Verantwortung. Der Lerncoach strukturiert den Coachingprozess und wählt sinnvolle Methoden aus, mit deren Hilfe der Schüler bzw. die Schülerin zunächst die aktuelle Situation bzw. das eigene Lernverhalten durchleuchtet und sich bewusstmacht. Im Anschluss kann er/sie dann die nächsten eigenen Schritte gezielt überlegen und entscheiden. Ob diese sich in der Lernpraxis anschließend bewähren, wird wiederum gemeinsam ausgewertet.
Der Wunsch nach Veränderung betrifft vor allem drei Ebenen
- die Auseinandersetzung mit neuen Informationen
- die Fähigkeit, sich selbst organisieren zu können
- das Interesse, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen
Ein Lerncoaching-Prozess ist immer individuell.
Je nachdem, auf welcher Ebene eine Veränderung gewünscht wird und wie hoch die Motivation dafür ist, kann das Kind oder der/die Jugendliche beispielsweise
- ganz konkrete Lerntechniken ausprobieren
- eigene Stärken entdecken und diese gezielt nutzen
- Lernhemmnisse erkennen und sie schrittweise verringern
In der Regel werden am Ende der Stunde Absprachen getroffen, welche Veränderungen der/die Betreffende bis zur nächsten Stunde aktiv umsetzen möchte.
Wie man sich leicht vorstellen kann, gestalte ich das Lerncoaching je nach Alter des Lernenden unterschiedlich.
Während für Kinder in den ersten Klassen kurze Gespräche oder Erprobungen im Rahmen einer Individuellen Lernbegleitung sinnvoll sind, kann man mit Kindern ab der vierten Klasse das eigene Lernverhalten auch schon mal genauer betrachten und Alternativen im Gespräch erörtern.
Manchmal schon nach zwei, maximal nach sechs Stunden sollte ein Lerncoaching-Prozess abgeschlossen sein.
Auseinandersetzung mit neuen Informationen
Zunächst geht es in der Grundschule noch vor allem darum, die grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen. Die Vorgehensweise ist sehr kleinschrittig und wird durch die Lehrkraft oder das jeweilige Lehrbuch selbst gesteuert.
Doch schon bald müssen sich Schüler und Schülerinnen immer häufiger und selbstständiger Informationen erschließen. Sie müssen dabei folgende Fragen für sich beantworten können:
- Welches sind eigentlich die wichtigsten Informationen?
- Wie kann ich sie sortieren und strukturieren?
- Was weiß ich schon und was muss ich noch herausfinden?
- Wie gehört das alles zusammen? Macht das für mich Sinn?
Um die Motivation zu erhöhen und sich die herausgearbeiteten Informationen im Anschluss sicher einprägen zu können, gibt es verschiedene hilfreiche Vorgehensweisen:
- Einbeziehung mehrerer Sinne (Sehen, Hören, Sprechen, Handeln)
- Verknüpfen mit Bildern, Bewegungen, Geschichten
- eigene Erfahrungen aktivieren und Beispiele überlegen
- farbliche Gestaltung, Verknüpfen mit bestimmten Orten
Fähigkeit, sich selbst organisieren zu können
In der Vorbereitung auf eine Schulaufgabe heißt es in der Schule nicht selten: "Schaut Euch das nochmals an!" oder "Lernt das bitte gründlich!"
Kinder und Jugendliche, die im Lerncoaching in verschiedenen Lerntechniken angeleitet wurden und für sich herausgefunden haben, auf welche Weise sie einen Lernstoff am besten bewältigen können, haben einen deutlichen Vorteil.
Da sie ihre Stärken und ihre bevorzugten Lerntechniken kennen, können sie selbstbewusst und zuversichtlich starten.
Sie wissen, dass mehrmalige Wiederholungen und Pausen einfach notwendig sind, damit ihr Gehirn die gesammelten Informationen im Langzeitgedächtnis schließlich auch abspeichern kann.
Ihre Motivation und Konzentration können sie meistens realistisch einschätzen und sie wissen, wie wichtig eine positive, entspannte Lernatmosphäre für den Lernerfolg ist.
Bei Blockaden und Lernhemmnissen geben diese Schüler und Schülerinnen nicht einfach auf, sondern wissen sich zu helfen, weil sie sich im Lerncoaching schon vorher Gedanken gemacht haben.
Überhaupt erleben sie sich viel stärker als Gestalter ihres eigenen Lernprozesses, wenn sie sich darüber im Klaren sind, dass sie dadurch ihren persönlichen Zielen näher kommen und von der Anstrengung profitieren können.
Interesse, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen
Kinder und Jugendliche haben die Gestaltung von lernförderlichen Rahmenbedingungen natürlich nicht vollständig in der Hand.
Wenn sie aber wirklich verstehen, wie wichtig ausreichender Schlaf, häufige Bewegung, Sauerstoff, eine gesunde Ernährung, ein reduzierter Medienkonsum sowie eine gut strukturierte Lernumgebung dazu beitragen können, dass ihr Gehirn sehr gern Höchstleistungen vollbringt, dann sind sie sehr viel eher bereit, gut für sich zu sorgen und diese Rahmenbedingungen zu beachten.